Warum uns Familienandachten so wichtig sind, wie sie (bei uns) gelingen und was sie verändern.
Es ist Anfang April und wir halten immer noch fest an der Umsetzung unseres Familienziels für 2018, das vorgibt, dass wir gemeinsam Gott näher kennen- und lieben lernen wollen. Hierfür möchten wir alles daran setzen, um eine gemeinsame Familienspiritualität zu entwickeln. Um gemeinsam Glauben zu leben. Mitunter erfordert dies großen Einsatz und Kompromissbereitschaft von allen. So hat sich der späte Sonntag Nachmittag oder frühe Abend als günstiger Zeitpunkt einer Familienandacht herausgestellt. Der Besuch ist schon weg oder wir sind wieder vom Ausflug daheim, die meisten Spiele sind beendet und der Kuchen verdaut. Gerade unser Kleinster hat mit fast vier Jahren große Freude daran, unsere Familiengebetszeit vorzubereiten. Und so legt er alles bereit, saugt den Teppich, schmückt und arrangiert und achtet dabei penibel auf das kleinste Detail. Die Instrumente werden zurechtgerückt und (ganz wichtig!): die Bibelverse in die Schatzkiste gelegt. Von diesen wird er am Ende jedem Familienmitglied einen aushändigen.
Nachdem wir zu Beginn des Jahres über „Dank“ und „Bitte“ gesprochen haben und Gott als den Geber aller Dinge wie auch als den Souverän kennengelernt haben, den wir voller Vertrauen und Zuversicht um alle Dinge bitten dürfen, stehen nun Gottes Wesen und seine Eigenschaften im Mittelpunkt. Wir haben auf eine große Holzplatte geschrieben „So ist unser Gott“ und sammeln nach und nach Aussagen der Bibel über das Wesen Gottes. Ich bin erstaunt, wieviel die Kleinen bereits wissen und freue mich zu sehen, dass sie selbst so fremdartige Bilder der Bibel zu deuten verstehen (oder ist es selbstverständlich, zu wissen, dass Gott ein „verzehrendes Feuer“ ist oder „ein Schwert in seinem Mund“ trägt?) Einmal bauen wir ein Spiel ein („Wer bin ich?“) oder laden eine ältere Dame unserer Gemeinde ein („Wie ist dein Gott?“) und immer bemalen wir anschließend ein paar Holzpuzzleteile und schreiben das Erarbeitete darauf. Besonders schön ist der Moment, als wir ausgehend von Jesu Frage an die Jünger: „Wer sagen die Leute, dass ich sei?“, festgestellt haben, wie wichtig Jesus für unsere Erkenntnis Gottes ist, weil wir durch ihn und in ihm den Vater in der Vollkommenheit seines Wesens, seiner Herrlichkeit und seiner Eigenschaften sehen können („Wer mich sieht, der sieht den Vater.“) Deswegen bekommt Jesus in unserem eher grün-blau gehaltenen Puzzle das einzige rote Puzzleteil. Er ist das Zentrum, der vollkommene Kern, Ur-, End- und Abbild Gottes.
Mitunter ist es eine echte Herausforderung, gerade die Kleinen für die Familienandacht zur Ruhe zu bringen, zu verlockend ist es, sich hinzulümmeln oder sich zu bewegen, oder mit dem Feuerzeug zu spielen oder… Und doch: alle singen begeistert mit und bekommen ihre Instrumente und entsprechende Töne zugewiesen; die Große kann ihr Orchesterinstrument einbringen und auf dem Glockenspiel werden Farben benannt („Spiel 2x grün, 1x gelb und dann blau!“) Gut, dass Vater Musiklehrer ist, dann kann eine Instrumentalstimme auch mal spontan entworfen werden. Und die gemeinsam gesprochene liturgischen Gebete sind mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen.
Uns fehlt noch die Erfahrung, aber ich wage den Glauben, dass es genau diese Rituale sind, die den Kindern zeigen, wie kostbar uns Erwachsenen Zeiten mit Gott sind. Und was wir lieben und priorisieren, das kriegen selbst die Allerkleinsten mit. Uns ist es wichtig, morgens nicht alle einfach so über das Müsli herzufallen, sondern mit einem kurzen Bibeltext aus den Psalmen zu beginnen („Sag mir eine Zahl zwischen 1 und 150!“) und ein Dankgebet zu sprechen. Und uns ist es wichtig, mit jedem Kind einzeln am Abend zu beten. Manchmal entwicklen sich mit den Großen an dieser Stelle Gespräche über Inhalte des Glaubens, die dann schon mal das geplante Abendprogramm durcheinander bringen können. Und wie schön ist es, wenn der Kleinste morgens die Treppe runterkommt und als erstes Papa fragt: „Hast du schon gebetet?“ Offenbar weiß er, dass dies das Erste ist, was Papa morgens tut (ok, nach Kaffee eingießen). Vergangene Woche ist die Große zum ersten Mal in den Gebetsraum mitgekommen und hat an einem Tagzeitengebet teilgenommen. Ich hörte sie in ihrer Bibel rascheln und anschließend sagte sie mir, wie schnell die Zeit doch vergangen wäre- immerhin war es eine Stunde. „Wer geistlich ernten will, muss auch geistlich säen“, hat mal jemand gesagt. Natürlich wissen wir, dass der Glaube der Eltern niemals ein Garant für den Glauben der Kinder sein kann. Aber unser Wunsch ist, dass unsere Kindern etwas von der Faszination mitbekommen, die ihre Eltern antreibt, wenn sie an Jesus denken. Vielleicht, ganz vielleicht, finden sie ihn ja auch mal faszinierend. Das wäre schön.
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