Nachdem unser Start ins neue Jahr bei den Familienandachten unter dem Motto „Danke!“ stand, wenden wir uns nun der „Bitte“ zu. Wir wissen alle, dass Zeiten kommen werden (auch Familienzeiten), die dunkel, traurig und sorgenvoll sind. Und bereits jetzt tragen unsere Kinder so manchen kleinen oder größeren „Sorgenrucksack“ mit sich herum: Ängste, Scham, Einsamkeit.
Nicht immer gleich stark ausgeprägt, aber deutlich wahrnehmbar in ihrem Verhalten und offen oder versteckt artikuliert in den vertraulichen Gesprächen bei Tisch oder vor dem Einschlafen. Gut, dass wir uns gemeinsam ausrichten dürfen auf den, der von sich sagt: „Kommt her zu mir alle….ich will euch Ruhe geben“ (Mt. 11,28).
In einer freien Nacherzählung der Geschichte von Hanna (1. Samuel 1) wurde uns deutlich, was ihr einer, großer Wunsch gewesen ist, der sie beständig umtrieb, sie nicht schlafen ließ, und der heranwuchs zur riesenhaften Sorge, welche die Hanna schließlich ins Haus Gottes führte, um sie als klagende Bitte vor Gott auszusprechen, der ihre einzige Hoffnung war: „Und sie war in ihrer Seele verbittert, und sie betete zum HERRN und weinte sehr.“ Der unerfüllte Kinderwunsch nagte wie ein Wurm am Herzen dieser Frau und brachte sie dazu, sich im Tempel so „ungebührlich“ im Gebet zu verhalten, dass der Priester auf sie aufmerksam wurde und vermutete, sie wäre betrunken. Wie gut, dass wir unseren Kindern mit dieser Geschichte zeigen können, dass Hannas Verhalten, nämlich ihre Flucht zu Gott als demjenigen, der ihre Sehnsucht stillt, eine folgerichtige, gute Entscheidung für sie gewesen ist. Damit nimmt Hanna für uns die Rolle eines Vorbilds aus alter Zeit ein. Auch wir wollen unsere Sorgen, Ängste und Bitten beständig vor Gott ausbreiten- egal, was die Welt um uns herum denkt.
Und dann geschieht das Wunderbare: Hannas Kinderwunsch wird erfüllt, Samuel wird geboren und die frisch gebackene Mutter stimmt ein Lied an, in dem es an einer Stelle heißt: „Und kein Fels ist wie unser Gott!“ (1. Samuel 2,3). Wir legen einen Stein in die Mitte, der uns versinnbildlicht: Gott ist ein festes Fundament, er ist verlässlich, nicht wandelbar, vollkommen vertrauenswürdig. Und wir schreiben mit Farbe dieses Bekenntnis auf den Stein: Gott ist UNSER Fels! Der Stein soll für alle sichtbar im Wohnzimmer auf der Fensterbank oder im Regal liegen und uns an diese Entscheidung erinnern: Wir glauben daran und bekennen, dass Gott der Grund unserer Hoffnung und das Fundament einer jeden von uns geäußerten Bitte ist. Und wenn wir in den nächsten Wochen konkrete Bitten zusammentragen, äußern und durch-beten wollen, dann soll unser Blick stets auf diese biblische Wahrheit fallen. Abschließend singen wir das Lied: „Ich stehe fest auf dem Fels…auf Gottes Wort.“
Und dann geschieht etwas Ungewöhnliches: Im Abendgebet danken unsere beiden Großen tatsächlich für die Familien-Gebetszeit und ich freue mich darüber, dass es ihnen offenbar Freude gemacht hat. Dann trifft mich plötzlich eine Erinnerung:
Bei unserer ersten Familien-Gebetszeit Ende Dezember half mir unser Jüngster beim Vorbereiten und legte Serviette und Kerze bereit. Beim anschließenden Aufräumen hob ich die Serviette an und bemerkte, dass darunter ein kleines Playmobil-Schwert gelegen hatte. Ich dachte mir erst nichts weiter dabei. Heute ahne ich: Die Familien-Gebetszeit ist ein Kampftraining. Hier wird unser aller Glaube gestählt. Für uns Erwachsene vielleicht manchmal etwas einfach und kindlich, aber wir merken: Die Beschäftigung mit den Wahrheiten des Wortes Gottes, das einfache Lesen eines Bibelverses, das Hineinversetzen in biblische Personen, das gemeinsame Singen und das Sprechen kleiner liturgische Passagen (wie Anrufung und Segen) entfaltet eine Kraft in uns allen, die es uns möglich macht, den Alltag als Familie in dieser Welt zu bestehen. Ich möchte also die mühevollen und angefochtenen Versuche, eine Familienandacht mindestens einmal in der Woche durchzuführen, (denn zu tun hat immer jemand etwas!) begreifen als unseren gemeinsamen Trainingsplatz hin zur Stärke Gottes, der in und durch uns wirken möchte.
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